MIRO OBERRHEIN
Zufall und spontane Begeisterung stehen am Anfang von Karin Kieltschs Auseinandersetzung mit den Tanks, Rohrleitungen und Verarbeitungsanlagen der MiRO. Die 36jährige Malerin entdeckte die ästhetische Schönheit des weitläufigen Industriegeländes an einem kalten Tag im Winter 1994/95. „Ein rein bildnerisches Auge traf auf Technisches“, eine Künstlerin nach und nach auf Menschen, deren wesentlicher Lebensinhalt die Verarbeitung von Öl ist. …
Wesentlich für das Fotografieren … zahlreicher Bilder war für Karin Kieltsch der Kontakt zu Betriebsangehörigen. Sie öffneten ihr die Türen zu MiRO, begleiteten sie über zwei Jahre durch das Werk, verstanden ihre Intention und boten Situationen, sie zu verwirklichen. Die so gewachsene andere Sicht auf „ihr„ Werk ist ein Ergebnis von Schauen.
Karin Kieltsch hat keines der Bilder beschnitten oder technisch nachbearbeitet. So wenig wie sie ein „emotionales Verhältnis zu Raffinerien“ hatte, als sie mit der Arbeit begann, so wenig liegt ihr Verfremden durch nachträgliche Feinarbeit. Fotografieren ist für sie „konzentriertes aufs Auge fixiertes Arbeiten“. Tageszeiten und Lichtverhältnisse wurden während dieser Auseinandersetzung so wichtig, dass MiRO in Karin Kieltschs Leben immer breiteren Raum einnahm. Kälte, Wärme, gleißendes Sonnenlicht und dumpfe Dämmerung bestimmen ihren scheinbar objektiven Blick auf Leitungen und Kessel und gaben ihr „Glücksgefühle“, die nicht zu unterscheiden sind von denen, die immer wieder beim Malen entstehen.
Text: Edith Kopf